Gondwana Sculptures Zimbabwe
”Shona Bildhauerei ist wahrscheinlich eine der wichtigsten
neuen Kunstformen dieses Jahrhunderts.“
Magazin Newsweek 1987
Geschichte der Steinbildhauerei aus Simbabwe
Denkt man an „afrikanische Kunst", assoziiert man diese oft mit traditioneller Kunst des afrikanischen Kontinents. Masken, Skulpturenschnitzereien, rituelle Gegenstände und kunstvolles Handwerk finden sich in ethnologischen Museen der westlichen Welt.
Die Entwicklung der zeitgenössischen Bildhauerei in Simbabwe, die Ende der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts begann, ist ein Novum in der Geschichte der modernen Kunst. Es ist eine Kunstrichtung, die -im Gegensatz zur traditionellen Kunst Afrikas- mit ihren rituellen Funktionen als reine Kunst, als l' art pour l'art, entstand. Als sogenannte Shona Skulpturen, benannt nach der Hauptbevölkerungsgruppe Simbabwes, haben simbabwische Steinskulpturen frühzeitig das Interesse der Kunstwelt erregt.
Vor allem waren es der englische Kunsthistoriker Frank Mc Ewen, der rhodesische Tabakfarmer Tom Blomfield, sowie Roy Guthry, Galerist und Direktor des Chapungu Sculpture Park in Harare, die den simbabwischen Bildhauern den Weg zu internationalem Ruhm ebneten und bei dem interessierten Publikum mit der modernen Kunst aus Simbabwe einen Moment der Überraschung auslösten.
Der Kunsthistoriker Franc Mc Ewen (1907-1994), hatte sich während seiner Studienzeit in Paris mit Picasso, Braque, Leger und Brancusi angefreundet. 1957 wurde er mit dem Bau einer Nationalgalerie in Salisbury, dem heutigen Harare, beauftragt. Mc Ewen kannte das „afrikanische Potential" und begann unmittelbar mit der Eröffnung der Nationalgalerie dieses zu fördern. Er richtete Workshop Schools für die Malerei und Bildhauerei ein und gründete eine Werkstattschule der Bildhauerei in Vukutu, in den Eastern Highlands von Simbabwe.
1958 organisierte Mc Ewen die erste Ausstellung mit internationalen und simbabwischen Werken in Harare. Die jährlich stattfindende Veranstaltung erregte innerhalb weniger Jahre das Interesse der wichtigsten Kunstzentren der Welt.
1971 organisierte er die entscheidende Ausstellung für den Durchbruch der neuen Kunstrichtung in der Bildhauerei im Musee Rodin in Paris. Fast jedes der Ausstellungsstücke wurde von Galeristen und Kunstliebhabern gekauft.
1972 folgten Ausstellungen in London und im Museum of Modern Art in New York.
Seither finden in allen wichtigen Kunstmetropolen Ausstellungen mit Skulpturen aus Simbabwe statt. Auf der Biennale 1991 und 2011 sowie den Weltausstellungen im Jahr 1992 in Sevilla und 2010 in Hannover waren die Skulpturen aus Simbabwe ein zentrales Thema der Kunstinteressierten.
Über die Verarbeitung
Die Arbeit des Künstlers beginnt mit der Auswahl der Steine. Der Künstler sucht den Stein, der ihn anspricht, zu dem er eine Verbindung spürt.
In den verschiedensten Steinbrüchen werden sorgfältig und einfühlsam die unregelmäßigen, ungeformten Rohlinge ausgesucht und erworben.
Der Künstler arbeitet nicht nach Skizzen, er sieht seine Arbeit als Veredlungsprozess des Rohlings, ein „Vordringen zum Herzen des Steins" zur perfekten Form. Während der Arbeit findet ein permanenter Dialog zwischen dem Künstler und dem Stein statt. Das Werk entsteht unter der Arbeit. Jede Unregelmäßigkeit des Steins, jede Veränderung in Farbe oder Textur kann der Skulptur eine neue Richtung geben. Oft unterbricht der Künstler die Arbeit an einer Skulptur, lässt sie ruhen um dann, nach Tagen oder Wochen mit neuer Inspiration die Arbeit fortzusetzen.
Nachdem der Künstler sich eingehend mit der Struktur des rohen Steins auseinandergesetzt hat, beginnt er diesen mit einem Läuferhammer grob zu formen. Erste Feinheiten werden im zweiten Arbeitsgang mit Hammer und verschiedenen Meißeln angelegt. Mit unterschiedlichen Raspeln und Feilen erhält das Werk dann seinen ersten provisorischen Schliff. Im nächsten Arbeitsgang werden die Flächen in mehreren Schleifgängen mit Schleifpapier mit Körnungen von 60 bis 1.600 nass geschmirgelt. Danach hat das Werk seine endgültige Form.
Im letzten Arbeitsgang entscheidet der Künstler, ob Flächen naturbelassen oder weiter veredelt werden sollen. Die nicht weiter behandelten Flächen sind in der Regel einheitlich grau. Um Struktur und Farbe des Steines zur vollen Geltung zu bringen, werden die Skulpturen im diesem letzten Arbeitsgang erhitzt und ganz oder teilweise mit farblosem Wachs eingelassen. Überflüssiges Wachs wird während der Auskühlungsphase abgetragen. Die vollständig abgekühlte Skulptur wird dann mit einem weichen Tuch sorgfältig poliert. Dadurch erhalten die so behandelten Flächen einen besonderen Glanz.
Sämtliche Arbeiten werden und können in der Regel nur mit der Hand gefertigt werden. Nur selten kommen elektrische Geräte zum Einsatz.
Bevorzugte Steine sind die nur in Simbabwe vorkommenden, etwa 2,5 Milliarden alte Serpentine, Metamorphite von besonderer Härte. Man findet ihn in verschieden Variationen, die als Springstone, Opal, Farnstein oder Cobalt bezeichnet werden und jeweils eine andere Färbung haben.
Es finden jedoch auch andere Steine, die vornehmlich nur in Zimbabwe vorkommen, Verwendung. So der grüne, Verdit und der violette Lepidolit, Halbedelsteine ebenfalls von besonderer Härte.
Der Sericit ein Umwandlungsgestein aus den Verwitterungsprodukten von hellen Graniten ist ein ebenso geschätzter Rohstein wie der graue Marmor.